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Künstliche Intelligenz verstehen – Teil 3: Gesellschaft
17 Aug 23
Was ist künstliche Intelligenz (KI)? Was steckt hinter ChatGPT? Wo finden wir KI in unserem Alltag? Was sind die modernsten Anwendungen? Und was bedeutet die «KI-Revolution» für uns als Gesellschaft?
Wir behandeln diese Fragen in unserer Blog-Miniserie «KI verstehen»: In den bisherigen Teilen gaben wir eine Übersicht zu den technischen Grundlagen und zeigten konkrete Anwendungsfälle auf. In diesem dritten Teil besprechen wir nun gesellschaftliche Implikationen von KI.
Ein «Printing Press Moment»
«We think it can be a printing press moment», sagte Sam Altman, CEO von OpenAI und Schöpfer von ChatGPT, bei einer Anhörung zum Thema KI vor dem US-Senat im Mai. Er verglich damit die aktuelle Entwicklung im KI-Bereich mit der Erfindung der Druckerpresse – eine der einflussreichsten technischen Revolutionen des letzten Jahrtausends.
In der Tat ist die Entwicklung der KI-Technologie in den letzten Jahren beeindruckend: Aktuelle KI-Systeme lösen immer komplexere Probleme und sind fähig, nicht nur menschlichen Text, sondern auch hochstehende Bilder anhand einfacher Beschreibungen zu generieren (s. dazu Blogpost zur Anwendung).
Auch nimmt das Interesse der Menschen am Thema weiter rapide zu. Dies zeigt sich unter anderem im steilen Anstieg der Patentanmeldungen für KI-Technologie über die Zeit, welcher in Abbildung 1 zu sehen ist (und die Graphik beinhaltet noch nicht einmal die Jahre 2022 und 2023, welche dank ChatGPT nochmals eine Beschleunigung gebracht haben dürften).
Behält Altman recht und haben wir es tatsächlich mit einem Printing-Press-Moment zu tun, dann steht uns als Menschheit – wie der Strichfigur in Abbildung 2 – ein technischer Entwicklungsschub bevor, welcher alles Bisherige in den Schatten stellt.
Es ist klar, dass solche historischen Momente starker Veränderung immer zwei Seiten haben können: Enorme Chancen – aber auch grosse Risiken.
Chancen…
Schon heutige KI-Systeme lösen Probleme, an welchen sich die Menschheit lange die Zähne ausgebissen hat: «AlphaFold» von DeepMind, beispielsweise, gelang es, die jahrzehntelange Herausforderung der präzisen Vorhersage von 3D-Proteinstrukturen anhand ihrer Aminosäuresequenzen zu bewältigen. Dies ermöglicht einen grossen Effizienzgewinn in der medizinischen Forschung und Arzneimittelentwicklung.
Denkt man den KI-Fortschritt nun um einen Printing-Press-Moment weiter, zu Systemen, die nicht «nur» Proteinstrukturen vorhersagen können, sondern möglicherweise eine breitere Intelligenz zeigen und zudem ein vielfaches schneller Arbeiten als die besten menschlichen Gehirne, kann man auf Durchbrüche in noch komplexeren Problemen wie Krebs oder Klimawandel hoffen.
Neben diesen positiven Szenarien, sind aber auch Gefahren mit der KI-Entwicklung verbunden.
… und Risiken
Kurzfristig, also mit bereits jetzt existierender Technologie, stellen sich zum Beispiel Fragen nach dem Umgang mit Desinformation. So kursierte vor Kurzem dieses Bild in den sozialen Medien:
Das Foto zeigt Papst Franziskus in einer sehr unüblichen Jacke. Es kam aus, dass das Bild durch das KI-System «Midjourney» generiert wurde. Solche verblüffend echten «Deepfakes» (Fälschungen mit Hilfe von Deep-Learning-Technologie) können für die Gesellschaft problematisch werden, da sie unser Vertrauen in visuelle Information fundamental auf die Probe stellen.
Und damit nicht genug: Auch die negativen Szenarien können weiter extrapoliert werden. In letzter Zeit mehren sich die Warnungen von Expertinnen und Experten, dass KI sogar existentielle Risiken bergen könnte. Wenn nämlich der Mensch als intelligenteste und somit herrschende Spezies auf dem Planeten abgelöst würde – was angesichts des KI-Entwicklungsverlaufs mindestens plausibel scheint – ist es möglich, dass die Menschheit dasselbe unerfreuliche Schicksal erwartet wie so viele nicht-herrschende Spezies vor uns. Das «Center for AI Safety» aus den USA formulierte diesbezüglich ein prägnantes Statement, welches von Tech-Grössen wie Bill Gates, Sam Altman oder Geoffrey Hinton (dem «Godfather» des Deep Learning) unterzeichnet wurde:
Mitigating the risk of extinction from AI should be a global priority alongside other societal-scale risks such as pandemics and nuclear war.
In Anbetracht dieser extremen Zukunftsszenarien – sowohl im Positiven als auch im Negativen – scheint es klar, dass KI grösstmögliche gesellschaftliche Aufmerksamkeit verdient. Nicht nur hinsichtlich sicherer technischer Entwicklung, sondern speziell auch bezüglich politischer Handhabung ist Zusammenarbeit zwischen verschiedensten Institutionen und Stellen gefragt, wie auch Sam Altman bei der Senatsanhörung als sehr gute Zusammenfassung festhielt:
«Artificial intelligence has the ability to improve nearly every aspect of our lives but also […] creates serious risks that we have to work together to manage.»
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