Data science, Finance
CEOs nutzen den Corona-Crash für Aktienkäufe
29 Apr 21
Seit den jüngsten Kurskorrekturen an den Schweizer Märkten ist bei den meldepflichtigen Management-Transaktionen deutlich mehr Bewegung zu erkennen. Das Top-Management der Schweizer Firmen deckt sich mit Aktien des jeweiligen Unternehmens ein.
Wenn das Management einkaufen geht
Börsenkotierte Unternehmen in der Schweiz sind regulatorisch dazu verpflichtet, sogenannte Management-Transaktionen der SIX Exchange (Börse) zu melden. Die Bestimmungen verlangen von den «meldepflichtigen Personen», sprich den Mitgliedern der Geschäftsleitung sowie des Verwaltungsrats, die Offenlegung von Käufen und Verkäufen von Beteiligungspapieren (z.B. Aktien) oder sonstigen Erwerbsrechten auf Aktien ihres Unternehmens.
«Die Offenlegung von Management-Transaktionen fördert die Informationsversorgung der Anleger und trägt zur Verhütung und Verfolgung von Marktmissbräuchen bei», so die SIX Exchange auf ihrer Website.
Die Gründe für die Zu- oder Verkäufe werden jedoch nicht veröffentlicht. Vermutlich kommt die kürzliche Kurskorrektur jedoch vielen (nicht nur) Top-Managern gelegen, um die Aktienpositionen zu erhöhen. Denn die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (P/E Ratio) sind deutlich attraktiver als noch vor ein paar Monaten. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, denn die Gewinne der Unternehmen könnten mittelfristig ebenfalls nach unten korrigiert werden.
Wir wollten es genau wissen und haben die Transaktions-Meldungen der SIX Exchange während des Zeitraums von April 2017 bis Anfang April 2020 mit den Aktienkursen der jeweiligen Firmen verglichen (Quelle: Yahoo Finance).
Die Chefs wissen es am besten!
Wirft man einen Blick auf einzelne SMI- und SPI-Firmen erkennt man schnell, dass gewisse Manager die Situation ausnutzten. Allen voran, die Swatch Group. Mit zum Teil massiven Volumen und Gegenwerten von bis zu 38 Millionen Franken, kauften «exekutive Verwaltungsratsmitglieder oder Mitglieder der Geschäftsleitung» während des ganzen Monats März Aktien des Unternehmens zu.
Das Investment hat sich bereits gelohnt. Denn seit dem Tiefst am 16.03.2020 von CHF 151 (UHR) hat sich die Aktie wieder etwas erholt und liegt aktuell bei rund CHF 190 (27.04.2020).
Guter Rat muss nicht teuer sein
Vielleicht erinnerte sich das Top-Management an ein Zitat des U(h)rvaters der Swatch, Nicolas Hayek. Trotz eher zurückhaltenden Prognosen der Finanzanalysten kauften die Chefs wacker Aktien zu.
Auch bei den Small- und Mid-Caps gab es auffällige Bewegungen
Drei unterschiedliche Unternehmen aus dem SPI heben sich in Bezug auf Kauftransaktionen ab. Die Dormakaba, AMS und EFG International.
Während beim Traditionsunternehmen Dormakaba in den vergangenen Jahren immer wieder Käufe und Verkäufe getätigt wurden, sind seit diesem März doch vermehrt Zukäufe zu erkennen.
Bei dem Sensorenhersteller AMS hat das Top-Management ebenfalls kräftig zugegriffen. Ob es am Corona-Kurssturz lag oder mit der im März durchgeführten Kapitalerhöhung zusammen hängt, sei dahin gestellt. Vielleicht ist es auch eine Kombination von beidem. Klar ist, die Führungsriege griff für die Käufe tief in die Tasche. Sei es um die Position zu erhöhen oder um eine Verwässerung der Stimmrechtsanteile zu verhindern.
Haben die griechischen Besitzer der EFG Bank die Position aufgestockt? Der Zeitpunkt dafür könnte kaum besser sein. Der Corona-Einbruch drückte auch die EFG-Aktie stark nach unten.
Nicht alle Manager haben einen guten Riecher
Bei den Profiteuren der Corona-Krise wie beispielsweise dem Computerzubehör-Hersteller Logitech oder der Versandapotheke Zur Rose sind keine Zukäufe des Managements gemeldet.
Auch die Aktie Zur Rose wäre rückwirkend betrachtet ein Schnäppchen gewesen. Der Trend zeigt trotz Schwankungen im Februar und März klar nach oben. Ausbleibende Management-Transaktionen könnten hier jedoch andere Gründe haben.
Obwohl sich Logitech zunächst nicht dem Kurssturz der Corona-Krise entziehen konnte, erholte sich der Titel und ist aktuell wieder auf dem Stand von vor der Krise. Chance verpasst, liebe Chefs 😉
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